Auf den ersten Blick mögen die Effekte von Sonic Pi sehr einfach aussehen, aber in Wirklichkeit sind sie höchst komplexe Gebilde. Ihre scheinbare Einfachheit verleitet manche dazu, zu viele FX in ihre Projekte einzubauen. Das kann durchaus Spaß machen, wenn Du über einen sehr starken Computer hast. Aber falls Du - so wie ich - einen einfachen Raspberry Pi zum Musikmachen benutzt, musst Du darauf achten, die Maschine nicht zu überlasten. Nur so kannst Du sicher gehen, dass Sonic Pi ordentlich funktioniert und im Takt bleibt.
Sie Dir den folgenden Code an:
loop do
with_fx :reverb do
play 60, release: 0.1
sleep 0.125
end
end
Hier spielen wir die Note 60 mit sehr kurzem release:
-Wert, und
erzeugen so einen sehr kurzen Ton. Wir wollen außerdem einen
Hall-Effekt, und haben deshalb den notwendigen Code-Block außen herum
geschrieben. Soweit sieht alles gut aus. Oder doch nicht?
Sehen wir uns genauer an, was der Code hier macht. Zuerst einmal haben
wir einen Loop, und wie wir ja schon wissen wird alles, was innerhalb
der Endlosschleife geschrieben ist, für immer und ewig wiederholt.
Außerdem haben wir einen with_fx:
-do/end-Block. Das bedeutet, dass
bei jeder Wiederholung des Loops ein neuer Hall-Effekt erzeugt wird. Das
ist so, als ob wir jedes Mal, wenn wir eine Gitarrenseite zupfen, ein
neues Pedal an die Effektkette hängen würden. Es ist ja ganz nett, das
wir das machen können, aber es ist möglicherweise nicht das, was wir
eigentlich wollen. Ein kleiner Raspberry Pi wird an diesem Code schwer
zu arbeiten haben. Die with_fx:
-Funktion erledigt die ganze Arbeit,
bei jeder Wiederholung des Loops den Hall-Effekt zu erzeugen, dann zu
warten, und dann den Effekt wieder zu entfernen, aber insgesamt werden
dabei wertvolle CPU Ressourcen verbraucht.
Wie können wir einen ähnlichen Code-Block schreiben, bei dem unser Gitarrist nur ein einzelnes Hall-Effektpedal zur Klangerzeugung benutzt? Ganz einfach:
with_fx :reverb do
loop do
play 60, release: 0.1
sleep 0.125
end
end
Nun haben wir unseren Loop ins Innere des with_fx:
-Blocks verpackt.
So wird nur noch ein einziger Hall-Effekt erzeugt und auf alle Noten
im Loop angewandt. Dieser Code-Block ist viel effizienter und wird
auf jedem Raspberry Pi gut funktionieren.
Als Kompromiss könnten wir with_fx:
auch als ‘iteration’ innerhalb
eines Loops schreiben:
loop do
with_fx :reverb do
16.times do
play 60, release: 0.1
sleep 0.125
end
end
end
Somit wird die with_fx:
-Funktion aus dem Inneren des Loops geholt, und
der Code erzeugt jetzt nur noch einen Hall-Effekt alle 16 Noten.
Denk daran, man kann nichts falsch machen, dafür aber unendlich viele Varianten ausprobieren! Jede dieser Varianten wird sich jedoch ein bisschen anders anhören, und jeweils mehr oder weniger gut funktionieren. Es ist also empfehlenswert, so viel wie möglich zu experimentieren, bis Du die Variante gefunden hast, die am besten funktioniert und den Einschränkungen Deines Computers am besten gerecht wird.